۱۳۸۹ آذر ۲۰, شنبه

Iranische Anwältin nimmt trockenen Hungerstreik im Gefängnis wieder auf


Nasrin Sotoudeh

RFE/RL, 9. Dezember 2010 – Die bekannte Menschenrechtsanwältin und Frauenrechtlerin Nasrin Sotoudeh ist zum dritten Mal in einen Hungerstreik getreten. Dies teilte ihr Ehemann gegenüber Radio Farda von RFE/RL mit.

Am 7. Dezember berichtete Reza Khandan Radio Farda, dass seine Frau ihren [trockenen] Hungerstreik wieder aufgenommen hat, weil ihre Forderungen nicht erfüllt wurden. Entgegen der Zusagen des Richters bei ihrer ersten Gerichtsverhandlung war ihre vorübergehende Inhaftierung verlängert und ihr Gesuch auf Freilassung gegen Kaution zurückgewiesen worden.

Sotoudeh war am 4. September wegen „Handlungen gegen die nationale Sicherheit“, „Versammlung und Verdunkelung zur Störung der Sicherheit“ und „Zusammenarbeit mit den Menschenrechtszentrum“ verhaftet worden.

Sie hatte mehrere politische Gefangene vertreten, die während der Unruhen nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl von 2009 ausbrachen. Mahmoud Ahmadinejad war als Sieger aus der Wahl hervorgegangen.

Khandan zufolge ist seine Frau nach ihren Hungerstreiks extrem geschwächt.

„Given her physical condition, another dry hunger strike would be very dangerous for her,“ he said: Sotoudeh wird seit ihrer Verhaftung in Abteilung 209 des Teheraner Evin-Gefängnisses in Einzelhaft gehalten. Die Abteilung untersteht dem Geheimdienstministerium.

Der Prozess gegen Sotoudeh begann am 15. November. Sie ist noch nicht verurteilt

Veröffentlicht am Julia

۱۳۸۹ آذر ۱۸, پنجشنبه

Bahareh Hedayats Brief aus dem Gefängnis zum Studententag am 7. Dezember

Bahareh Hedayat


Bahareh Hedayat ist Mitglied der im Jahre 1979 gegründeten iranischen Studentenorganisation „Büro zur Konsolidierung der Einheit“ (Tahkim Vahdat). Sie war im Dezember letzten Jahres zum fünften Mal verhaftet worden und ist zu 9,5 Jahren Haft verurteilt. Das ist die längste gegen ein Mitglied der Vereinigung verhängte Haftstrafe seit ihrer Gründung. Seit ihrer Inhaftierung wurde sie mehrmals in Einzelhaft verlegt und verhört, wobei sie stark unter Druck gesetzt wurde.

Bahareh Hedayat hat anlässlich des iranischen Studententages, der am 7. Dezember (16. Azar) begangen wird, folgenden Brief geschrieben:

Seit unserem letzten Abschied und unserem leidenschaftlichen Schlachtruf für die Überwindung der Dunkelheit ist nicht viel Zeit vergangen. Mit großen Schritten wollten wir die Ufer des Lichts und der Liebe erreichen. Wir dachten, dass unserer Bedrängnis und unserem Leiden endlich ein Ende gesetzt werden würde, und dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Freiheit für unser Volk in Reichweite wäre.

In unseren Herzen vereint, schlossen wir uns zusammen, und obwohl wir in diesem unfairen Kampf benachteiligt waren, kämpften wir mit bloßen Händen gegen die Tyrannei. Nicht nur auf den Straßen, sondern auch in unseren Herzen wollten wir ruhig und gesammelt bleiben. Doch angesichts der Grausamkeit, mit der wir konfrontiert wurden, wuchs unser Leid. Bis zu dem Tag, an dem Blumen überall erblühen und die Brise des Wissens aus jeder Stadt und jedem Dorf weht, sollten unsere Universitäten nach unserer Vorstellung bunte, duftende blumenumrankte Orte sein, nicht Gefängniszellen.

In unseren Träumen gibt es keinen Stacheldraht und keine Eisentore, die uns den Zutritt zu unseren Schulen versperren. Es gibt keine privaten Notizen, um Studenten aus der Universität zu werfen, und der Schatten der Angst hat sich in unseren Träumen von unseren Universitäten hinweggehoben. Den Professoren ist es nicht verboten, zu unterrichten, und unsere Kommilitonen werden nicht länger von Bedauern erfüllt zur Befragung vorgeladen.

Meine Kommilitonen, wir sind erschöpft, aber wir sind nicht gebrochen. Wir werden weiter aufrecht stehen, wenn auch mit verwundeten und ruhelosen Herzen. Wir sind Zeugen der Versuche der Diktatoren, ein fruchtbares Land zu plündern, das von den selbstlosen Opfern vergangener und gegenwärtiger Generationen genährt wird.

Das Unrecht, das den Universitäten unseres Vaterlands Iran und seinen Kindern auferlegt ist, ist der letzte Versuch der Menschen finsteren Herzens, die nicht mehr ruhig schlafen können, weil die Jugend Irans eine Vision hat, um unser Volk zu befreien. Ich wünsche mir, dass unsere schönen Träume niemandes Albtraum sind. Aber wir haben es mit Menschen zu tun, die nichts als Unwahrheiten von sich geben und die uns mit unserem eigenen Verrat und unserer eigenen Rache gegeneinander aufbringen wollen. Seid davor gewarnt, wenn ihr es mit diesem Bösen aufnehmt, hört auf euer Gewissen und bleibt wahrhaftig. Anderenfalls werdet ihr eure Herzen dem Hass öffnen und euch für den Weg der Finsternis entscheiden.

Meine geduldigen Brüder, meine mutigen Schwestern: Der Winter bringt uns ein weiteres Mal den Monat Azar (Dezember), einen Monat, in dem wir dem Herzen der Finsternis einen Schlag versetzen können, einen Monat, der immer uns gehören wird. Die kalten Steinmauern des Evin-Gefängnisses mit seinen endlosen Tagen und Nächten versuchen vergeblich, eine Distanz zwischen euch und mir aufzubauen, aber ich erinnere mich noch immer an all die Studententage [Iranischer Tag der Studenten am 7. Dezember, d. Übers.], die wir in unserer Sehnsucht nach einer grünen, hellen und sonnigen Zukunft miteinander verbracht haben.

Obwohl sie zwischen uns eine Mauer errichtet haben, bin ich noch immer bei meinen Kommilitonen und Kommilitoninnen, und wir singen Seite an Seite, Hand in Hand, die alten Lieder und recken unsere Fäuste in den Himmel, rufen in die Welt hinaus, dass die zwischen uns existierende Liebe von keinem Hindernis der Welt beeinträchtigt werden kann. Trauer und Einsamkeit haben in meinem Herzen keinen Platz, denn unsere Empathie füreinander ist unbeschadet.

Diese ewigen, traurigen und kalten Tage und Nächte werden irgendwann für immer vorbei sein, und das hoffnungsvolle Versprechen des Lebens wird uns umfangen. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass wir in unserer hellen Zukunft ein einem freien Land frei atmen und unsere Freiheit gemeinsam feiern werden. Wir werden unsere Hände nach dem blauen Himmel ausstrecken und in unseren Universitäten, in unserem ganzen Land, das endlich, endlich frei sein wird, wieder die Sonne begrüßen. Dieser Tag ist nah, und darum lasst uns jeden Zweifel, der an uns nagt, verwerfen. Wir müssen daran glauben und uns wie früher erheben, gut informiert und voller Hoffnung.

I’m coming, coming, coming

With my locks, flowing scented soil of underground
With my eyes, enduring the depth of darkness
With the heath, harvested beyond…

I’m coming, coming, coming
To fill the surroundings with love
And to those who desire
To the girl still standing at the brink, full of love,
I will say hello again…

۱۳۸۹ مهر ۳, شنبه

Iranische Aktivisten fordern Freilassung Nasrin Sotoudehs

http://englishtogerman.files.wordpress.com/2010/09/nasrin-sotoudeh3.jpg


Zamaaneh, 25. September 2010
– Mehr als 400 iranische Aktivisten haben die iranische Justiz aufgefordert, die wegen Verteidigung politischer Gefangener inhaftierte iranische Anwältin Nasrin Sotoudeh freizulassen.

Die Aktivisten veröffentlichten ihr Statement auf der Webseite „Tagheer Baray-e Barabari“ (Change for Equality). Sie verurteilen die Verhaftung der bekannten Frauenrechtlerin, die auch Mitglied des Defenders of Human Rights Centre ist.

Nasrin Sotoudeh war am 4. September wegen „Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit“ und „Propaganda gegen das Regime“ verhaftet worden.

In dem Statement heißt es, mit der Verhaftung Sotoudehs werde die immer weiter fortschreitende Dezimierung von Menschenrechtsaktivitäten und -anwälten in Iran deutlich: „Nasrin Sotoudeh wurde verhaftet, damit die Angst [vor den Konsequenzen] sozialer und politischer Aktivität steigt, aber auch, um den Einsatz für Frauen- und Bürgerrechte als Verbrechen zu klassifizieren und sowohl die Angeklagten als auch ihre Anwälte des Verstoßes gegen die nationale Sicherheit beschuldigen zu können.“

Nasrin Sotoudeh ist eine preisgekrönte Menschenrechtsanwältin, die im letzten Jahr die Verteidigung mehrerer bekannter politischer Gefangener übernommen hatte.

Die von Müttern der Opfer der Ereignisse nach der Präsidentschaftswahl von 2009 ins Leben gerufene Gruppe „Trauernde Mütter“ drängte die Behörden in einem Brief an die Justiz, Sotoudeh die Teilnahme am Begräbnis ihres Vaters zu ermöglichen, der vor zwei Tagen starb, während seine Tochter im Gefängnis war.

Die Organisationen Reporter ohne Grenzen und International Campaign for Human Rights in Iran haben in getrennten Statements ebenfalls die Freilassung Nasrin Sotoudehs gefordet

Frauenrechtlerin Noushin Ahmadi-Khorasani von der Staatsanwaltschaft in Evin einbestellt


RAHANA, 23. September 2010 – Noushin Ahmadi-Khorasani Frauenrechts-Forscherin und Mitglied der „Eine-Million-Unterschriften-Kampagne“, wurde zur Staatsanwaltschaft im Evin-Gefängnis bestellt. Sie sollte in Abteilung 5 vorsprechen, um einige Fragen zu „erklären“. Gestern fand sie sich im Büro der Staatsanwaltschaft im Evin-Gefägnis ein und wurde vom Befrager angewiesen, am folgenden Tag wiederzukommen, um die Befragung im Beisein der Gutachter für den Fall fortzusetzen.

Die Webseite „Campaign4Equality“ berichtet, dass Khorasani sich in die Abteilung 5 begeben habe und dass es keine Informationen über ihre Situation gibt.

Noushin Ahmadi Khorasani ist Frauenrechtlerin und Herausgeberin der Webseite Feminist School. Sie war wegen Teilnahme an einer friedlichen Demonstration auf dem Haft-e Tir-Platz am 12. Juni 2007 verhaftet worden. Ein weiteres Mal war sie tusammen mit 32 weiteren Frauenrechtlerinnen am 4. März, dem Tag ihres Prozesses, festgenommen worde

۱۳۸۹ مرداد ۷, پنجشنبه

Shiva Nazar Aharis Schicksal auch 1 Jahr nach ihrer ersten Verhaftung ungewiss





Montag, 26. Juli 2010 – Zusammenfassung: Shiva Nazar Ahari wurde einen Tag nach der hochumstrittenen 10. Präsidentschaftswahl von 2009 erstmals verhaftet und ins Evin-Gefängnis gebracht worden. Drei Monate später wurde sie gegen eine Kaution in Höhe von ca. 190.000 Dollar freigelassen, kurze Zeit darauf jedoch am 20. Dezember 2009 erneut verhaftet, als sie auf dem Weg nach Qom war, um an Ayatollah Montazeris Begräbnis teilzunehmen. Ihre Mutter sagt: „Ich habe unzählige Male das Revolutionsgericht aufgesucht, um Nachforschungen über das ungewisse Schicksal meiner Tochter anzustellen. Jedes Mal wurde ich nur mit offensivem und beleidigendem Verhalten konfrontiert.“

Kalemeh: Fast ein Jahr nach Shiva Nazar Aharis erster Verhaftung ist die Familie der Journalistin und Menschenrechtsaktivistin immer noch extrem besorgt angesichts ihres ungewissen Schicksals, vor allem, weil es zu ihrem Fall noch immer keine Gerichtsverhandlung gegeben hat, und dies, obwohl der für ihren Fall zuständige Richter Pir Abassi versprochen hatte, dass ihr erster, für Juni festgesetzter und dann verschobener Gerichtstermin mit dem zweiten Fall zusammengelegt werden und so bald wie möglich behandelt werden würde.

Shiva Nazar Ahari, Journalistin und Mitglied der Organisation Committee of Human Rights Reporters, war über 100 Tage in Einzelhaft und befindet sich im Moment im Frauentrakt des Evin-Gefängnisses. [Wiederholung von Informationen vom Anfang] Seit ihrer zweiten Verhaftung wurde Nazar Ahari keine Gerichtsverhandlung gewährt, so dass ihr Schicksal auch ein Jahr nach ihrer ersten Verhaftung ungewiss ist.

Es folgt das Gespräch zwischen Kalemeh und Shiva Nazar Aharis Mutter, Shahrzad Kariman, über den neuesten Informationsstand zu Shivas Fall.

Frau Nazar Ahari, wie ist der neueste Stand in Shivas Fall? Gibt es endlich einen Gerichtstermin?

Seit der zweiten Verhaftung meiner Tochter sind sieben Monate vergangen, und sie schwebt noch immer in Ungewissheit. Während dieser sieben Monate war Shiva etwa sechs Monate in Abteilung 209 und einen Monat in der allgemeinen Abteilung. Ich habe immer wieder beim Revolutionsgericht vorgesprochen, um Klarheit über das ungewisse Schicksal meiner Tochter zu erhalten, aber jedes Mal bin ich nur mit offensivem und beleidigendem Verhalten konfrontiert worden.

Warum? Was genau haben Sie den zuständigen Richter gefragt, das zu einem solchen Verhalten geführt hat?

Shivas Vater und ich haben nur eine Frage, nämlich die, warum ihr Zustand immer noch ungewiss ist, obwohl die beiden Fälle gegen meine Tochter zusammengefasst wurden und obwohl Richter Pir Abassi, der für ihren Fall zuständig ist, vor eineinhalb Monaten zugesagt hat, dass es bald eine Gerichtsverhandlung über ihren Fall geben wird. Ich bin nur ein Mal mit dieser Frage auf das Gericht zugekommen, und ich wurde von dem zuständigen Mitarbeiter in Herrn Pir Abassis Büro sehr offensiv behandelt – so sehr, dass ich nach diesem Besuch zwei Tage lang krank war. Shivas Vater war ebenfalls beim Gericht, um sich nach ihrem Fall zu erkundigen. Auch er wurde von Herrn Satari, dem Verantwortlichen in Herrn Pir Abassis Büro, in offensiver und inakzeptabler Weise behandelt. Allerdings muss ich sagen, dass sich ihr Verhalten in letzter Zeit etwas gebessert hat.

Also hat Shivas Vater ebenfalls Richter Pir Abassis Büro aufgesucht, um sich nach ihrem Fall zu erkundigen?

Ja, er wollte nur eine einfache Frage dazu stellen. Schließlich haben ihre Mutter und ihr Vater doch das Recht, nach einem Jahr Ungewissheit über ihr Schicksal eine simple Frage zu stellen? Leider hat der Verantwortliche für das Büro von Herrn Pir Abassi meinen Mann genau so offensiv behandelt [wie mich]. Er drohte meinem Mann sogar, dass er ihn verhaften lassen würde, wenn er das Büro nicht innerhalb von weniger als drei Minuten verlassen würde. Mein Mann, der sich daraufhin beeilte, das Gerichtsgebäude zu verlassen, um nicht verhaftet zu werden, stürzte daraufhin die Treppe hinunter und brach sich ein Bein. Er hat immer noch einen Gips. Was ist das für ein Verhalten, das das Revolutionsgericht da einer Mutter und einem Vater gegenüber an den Tag legt?

Haben Sie sich schon einmal bei der Teheraner Staatsanwaltschaft darüber beschwert?

Schon lange bitte ich um einen Termin mit dem Staatsanwalt, aber ich habe noch keine Antwort erhalten. Diese ausbleibenden Reaktionen beschränken sich nicht nur auf meine Bitte um ein Treffen mit dem Staatsanwalt. Bis heute habe ich drei Mal um ein Treffen mit meiner Tochter gebeten, und auch darauf habe ich keine Antwort bekommen. Zur Zeit kann ich Shiva nur ein Mal pro Woche durch ein Glasfenster sehen. Es ist lange her, dass ich meine Tochter persönlich gesehen habe. Warum erlaubt uns der Staatsanwalt nicht, unsere Lieben wenigstens ein Mal pro Monat in unserer Nähe zu haben?

Wie ist der derzeitige Zustand Ihrer Tochter im Frauentrakt von Evin? Wie ist es um die sanitären und die allgemeinen Bedingungen in dieser Abteilung bestellt?

Shiva beklagt sich nie über ihre Situation, weder als sie in Abteilung 209 war, noch jetzt, wo sie in der allgemeinen Abteilung ist. Im Moment wird sie in einer Zelle mit 26 anderen Frauen festgehalten. In dieser Zelle sind nur 21 Betten vorhanden, weshalb 5 oder 6 Frauen auf dem Boden schlafen. Shiva ist eine davon. Das Wasser in dieser Abteilung wird oft abgestellt, und sie haben normalerweise nur zwei oder drei Stunden am Tag Wasser. Die sanitären Bedingungen in dieser Abteilung sind gelinde gesagt unterdurchschnittlich, es war sogar die Rede davon, dass sich Läuse ausbreiten. Was die Ernährung angeht, so ist das Essen in dieser Abteilung ebenfalls unter dem Standard, die Gefangenen bekommen im Gefängnisladen nur sehr selten Obst. Einmal erzählte Shiva, dass sich 26 Personen eine Melone teilten. Im Gefängnisladen gibt es nur Konserven, was nicht sehr gesund und nahrhaft ist. Darum mache ich mir Sorgen um das Wohlergehen meiner Tochter, auch wenn sie mir versichert, dass alles gut ist.

Wie kommt es, dass Ihre Tochter unter diesen Umständen noch guter Dinge ist?

Shiva ist stark. Sie beklagt sich nie. Aber dieser ungewisse Schwebezustand macht sogar ihr zu schaffen.

Worum möchten Sie die Behörden bitten, die für Shivas Fall zuständig sind?

Ich bitte die Justizbehörden und vor allem die Personen, die mit ihrem Fall befasst sind, sich um ihren Fall zu kümmern, damit ihr Schicksal feststeht und wir diesen Kreislauf der Unsicherheit endlich verlassen können. In ihrem ersten Fall hätte Shiva gegen eine Kaution von etwa 190.000 Dollar freigelassen werden sollen. Wir haben dieses Geld nicht angerührt. Wir hoffen, dass sie wie viele andere Gefangene auch nach ihrer ersten [oder erstinstanzlichen, d. Übers.] Gerichtsverhandlung gegen Kaution das Gefängnis verlassen darf. Wir hoffen auch, dass sie aus dem Gefängnis freigelassen wird, wenn ihr Prozess vorbei ist.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

http://englishtogerman.wordpress.com/2010/07/26/shiva-nazar-aharis-schicksal-auch-1-jahr-nach-ihrer-ersten-verhaftung-ungewiss/
Auf Englisch veröffentlicht bei Green Translations am 26. Juli 2010
Auf Persisch veröffentlicht bei Kalemeh


۱۳۸۹ خرداد ۹, یکشنبه

Botschaft der Mutter von Farzad Kamangar:

Stoppt die Hinrichtungen

Liebe freiheitsliebende Mitbürger!

Mehr als zwei Wochen sind nun seit den Hinrichtungen der fünf politischen Gefangenen Farzad Kamangar, Shirin Alam Huli, Ali Heidarian, Mehdi Eslamian und Farhad Wakili Rad vergangen. Hinrichtungen, die in völliger Willkür vollzogen wurden, sogar ohne die Familien und Rechtsanwälte der Verurteilten vorher zu benachrichtigen. Hinrichtungen, die laut Aussagen ihrer Anwälte aufgrund völlig absurder und unwahrer Beschuldigungen geschahen. Farzad Kamangar, ein Lehrer und Journalist war der 19. Angehörige der Familie Kamangar, der vom islamischen Regime im Iran getötet wurde.

In Frankfurt/Main fand ihm und den vier anderen Hingerichteten zu Ehren eine Ge­denkfeier statt, die von Farzads Verwandten ausgerichtet wurde. Dabei wurde die Botschaft von Farzads Mutter vorgelesen, die das Leid einer Mutters, die ihr Liebstes verloren hat, widerspiegelte. Die Tränen der dort anwesenden Menschen und die schwere Stille erinnerten an Daye Saltaneh (Farzads Mutter), eine Mutter, die nicht möchte, dass auch andere Mütter dieses Leid ertragen müssen, die an andere Gefangene denkt, die ebenfalls in Gefahr sind hingerichtet zu werden und die uns auffordert, nicht zu schweigen sondern uns für deren Freilassung einzusetzen.

Wir, selbst Mütter haben uns entschlossen, ihre humanitäre Botschaft zu respektieren und uns für die Umsetzung des Gedankens dieser Botschaft einzusetzen: „Ich habe meinen Farzad verloren, aber ihr sollt verhindern, dass auch andere Mütter leiden müssen. Stoppt die Hinrichtungen!“


Wir sind selbst Mütter und haben viel Leid und Schmerzen ertragen müssen, um unsere Kin­der der Gesellschaft zu übergeben. In all den Nächten, in denen wir unsere Kinder umarmen und ihnen Kinderlieder vorsingen, denken wir an ihren erfolgreichen künftigen Einsatz für die Gesellschaft und für sich selbst. Daye Saltaneh, Farzads Mutter, die ihn in Armut erzog, hatte die Härte des Lebens vergessen, da sie stolz war, dass ihr Sohn ein Lehrer geworden war und die die Zukunft gestaltenden jungen Menschen seines Landes lehrte und begleitete. Aber das Regime nahm ihr Farzad weg und hat ihr sogar bis heute nicht einmal seinen Leichnam über­geben. Nun fordert sie uns auf, das Leid anderer Mütter zu verhindern.

Wir, die Mütter, folgen ihrer Aufforderung und werden uns vor dem Landesparlament von Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf versammeln, um zu helfen, das Leid anderer Mütter zu verhindern und unser „Nein“ zu den Hinrichtungen herauszuschreien.

Wir laden alle freiheitliebenden Mütter, Frauen und Männer ein, an dieser Versammlung teil­zunehmen und das Landesparlament zur Unterstützung aufzufordern.

Zeit: Montag, den 31. Mai 2010 bis Dienstag den 1. Juni 2010.

Eine Gruppe iranischer Mütter und Frauen aus Köln

۱۳۸۹ اردیبهشت ۲۱, سه‌شنبه

„Fünf heimlich hingerichtet, 27 andere warten auf den Galgen“ 10. Mai 2010 von Julia



(9. Mai 2010) Die heutige plötzliche Hinrichtung von fünf iranischen politischen Gefangenen scheint für eine Politik der Regierung zu sprechen, die sich auf politisch motivierte Hinrichtungen verlässt, um ihre Position gegenüber der Oppositions mittels Terror und Einschüchterung zu stärken. Dies ließ die Organisation International Campaign for Human Rights in Iran (ICHRI) verlautbaren.

ICHRI verurteilte die Hinrichtung von fünf politischen Gefangenen, unter ihnen auch Farzad Kamangar, ein 34jähriger Lehrer und Sozialarbeiter, der der „bewaffneten Kriegführung gegen Gott“ (Moharebeh) angeklagt, überführt und im Februar 2008 nach einem siebenminütigen Prozess zum Tode verurteilt wurde, in dem „keine Beweise“ vorgelegt wurden. Die vier anderen Hingerichteten sind Shirin Alam Holi, Ali Heidarian, Farhad Vakili und Mehdi Eslamian.

„Kamangars Verhaftung erfolgte willkürlich. Er sollte in einem inszenierten Prozess getötet werden, ohne die Möglichkeit, sich zu verteidigen“, sagte ICHRI-Sprecher Aaron Rhodes.

„Diese geheimen Hinrichtungen sind in Wahrheit nichts als staatlich sanktionierte Morde und beweisen einmal mehr die dreiste Verachtung der Islamischen Republik für internationale Menschenrechtsstandards“, so Rhodes weiter.

Kamangars Anwalt Khalil Bahramian sagte ICHRI gegenüber, er stehe unter Schock. Die Justizbehörden hätten ihm und Kamangar versichert, dass die Anklagen gegen seinen Klienten als gegenstandslos befunden worden seien, Kamangar drohe keine Hinrichtung mehr. Den Widerspruch zwischen den Zusicherungen der Behörden, Kamangar sei unschuldig, und seiner plötzlichen Hinrichtung kommentierte Bahramian mit den Worten: „Ich weiß nicht, welche Kräfte hinter diesen Hinrichtungen stecken, die in der Lage sind, die Regeln und Vorschriften der Justiz völlig außer Acht zu lassen.“

„Ich glaube immer noch, dass dies ein schlimmer Albtraum ist und dass ich aufwache und Farzad am Leben ist. Es ergibt einfach keinen Sinn“, sagte er. Kamangars Familie sagten Medien gegenüber ebenfalls, sie hätten ähnliche Zusicherungen erhalten, und niemand habe sie vor oder während der Vollstreckung über die Hinrichtung informiert.

Shirin Alam Holi, eine 28jährige Kurdin, wurde ebenfalls heute hingerichtet. In mehreren Briefen, die sie aus dem Evin-Gefängnis heraus geschrieben hatte, hatte sie die ihr zur Last gelegten Terrorismus-Anklagen zurückgewiesen und erklärt, sie sei gefoltert worden, um derartige falsche Geständnisse vor Fernsehkameras abzulegen, wogegen sie sich geweigert hatte.

Bahramian, der auch Alam Holi vertrat, sagte, er habe sich in einem Brief an Ayatollah Khamenei für eine Überprüfung ihres Falles durch unabhängige Richter eingesetzt.

Mindestens sechzehn kurdische politische Gefangene sowie elf Teilnehmer an den Protesten nach der Wahl sind von ähnlichen unangekündigten und plötzlichen Hinrichtungen bedroht.

ICHRI und andere Menschenrechtsorganisationen sowie Lehrer- und Arbeiterrechtsorganisationen haben sich nach Kräften für Kamangars Leben eingesetzt. In einem Brief vom 31. Juli 2008 hatte ICHRI an den damaligen Justizchef Ayatollah Mahmoud Hashemi Shahroudi appelliert, das Strafmaß herabzusetzen und eine Reihe größerer juristischer Unregelmäßigkeiten, Verstöße gegen das vorgeschriebene Procedere und schwere Menschenrechtsverletzungen untersuchen zu lassen, zu denen es bei Kamangars Verhaftung, Inhaftierung und in seinem Gerichtsprozess gekommen war.

Kamangar war nach seiner Verhaftung im Juli 2006 sieben Monate lang ohne Kontakt zur Außenwelt inhaftiert. Es gibt starke Beweise dafür, dass er gefoltert wurde.

Wie sein Anwalt erklärte, fanden sich weder in den Verhörakten, noch in seiner Gerichtsakte, noch in den Präsentationen der Staatsanwälte oder im richterlichen Beschluss Beweise, die die Anklage wegen Moharebeh gestützt hätten.

Kamangars Prozess dauerte nicht länger als sieben Minuten, wovon drei Minuten von der Verlesung der Anklageschrift in Anspruch genommen wurden. Weder Kamangar selbst noch sein Anwalt durften während der Verhandlung das Wort ergreifen.

Sechzehn weitere kurdische politische Gefangene sind in Gefahr, hingerichtet zu werden:
Zeinab Jalilian, Habibollah Latifi, Shirkoo Moarefi, Hussein Khazri, Rostam Arkia, Mostafa Salimi, Anvar Rostami, Rashid Akhkandi, Mohammad Amin Agooshi, Ahmad Pooladkhani, Seyed Sami Husseini, Seyed Jamal Mohammadi, Hasan Talei, Iraj Mohammadi, Mohammad Amin Abdollahi und Ghader Mohammadzadeh.

Die neun Protestteilnehmer, die möglicherweise hingerichtet werden, sind:
Mohammad-Amin Valian, Jafar Kazemi, Mohammad Ali Aghaee, Abdolreza Ghanberi, Motahareh Bahrami, Mohsen Daneshpour, Ahmad Daneshpour, Rayhaneh Haj Ebrahim, Hadi Ghaemi (nicht verwandt mit dem ICHRI-Direktor gleichen Namens).

von Julias Blog

۱۳۸۹ فروردین ۱۷, سه‌شنبه

Parastou Forouhar



8- märz 2010 -Hannover

Tuesday 6 April 2010


Zunächst möchte ich sagen, dass ich mich sehr geehrt fühle, heute, am internationalen Frauentag, über die iranische Frauen sprechen zu dürfen – Sprechen über das permanente Unrecht dem sie ausgesetzt sind und über ihre unermüdliche Anstrengung, diesem Unrecht zu entkommen.

Ich möchte Ihnen einige meiner Erlebnisse, Eindrücke und Beobachtungen schildern, die mich im Laufe der Jahre geprägt und zu einer Mitstreiterin in der iranischen Frauenbewegung gemacht haben.

Mein Beitrag besteht aus Momentaufnahmen der vergangenen Jahre, die wie Mosaiksteine nebeneinander gesetzt sind und eine Landschaft bilden, in der das weibliche Leben im Iran stattfindet, gefangen gehalten wird, aber auch Widerstand leistet.

Anfangen möchte ich in der Mitte der 80er Jahre als ich selbst langsam zu einer Frau heranwuchs, mit der Bibliothek der Teheraner Kunstakademie, wo ich studierte. Es war eine große Bibliothek mit geordneten Holzregalen rundherum, voller wertvoller Bücher und Kataloge über die lange Kunstgeschichte unsere Erde. Diese Bücher wurden, wie alle anderen Güter des Bildungssystems im Lande, im Zuge der Kulturrevolution islamisiert. Auf jeder Seite der zahlreichen Bücher diese Bibliothek wurden Abbildungen der weiblichen Körper mit schwarzen, fetten Edding-Strichen überzogen. Damit entkamen sogar Bilder nicht der Zwangsverschleierung!

Es war die Zeit der Hinrichtungen, der Angststarre, der Flucht und der inneren Emigration. Da offene Proteste nicht mehr denkbar waren, bemühten sich Mann und Frau um Normalität.

Wir, die Frauen im Gottesstaat, haben unseren Schleier mehr oder weniger so getragen als ob es ein Teil von uns wäre. Die schwarzen Edding-Striche auf den Bildern zeigten aber ungeschönt die Verhältnisse unseres Daseins und machten die Angriffe auf das weibliche Körper und die menschliche Existenz und ihre Verstümmelung sichtbar.

Einige Jahre später und fast am Ende meines Studiums, saß ich eines Tages in einem verdunkelten Saal bei einer Vorlesung über die „Kunstgeschichte der Moderne. Der Professor, der sich ständig um einen Spagat zwischen einem freiheitlichen Denken einerseits und den islamischen Vorschriften in der Akademie bemühte, zeigte Bilder aus der Epoche der Expressionisten. Er sprach ausgewählt, kontrolliert und mit gezähmter Leidenschaft über die Rebellion der Künstler dieser Epoche und projizierte ihre Beispielswerke auf die Leinwand.

Als eine deformierte Gestalt in grell-gelber Farbe und mit langen Haaren in einem Gemälde von Emile Nolde auf der Leinwand erschien, schlug ein männliche Student mit flachen Händen auf den Tisch und schrie mehrmals laut: Schämen Sie sich, so unsittliche Bilder zu zeigen! Der Professor machte den Projektor aus. Wir saßen in der Dunkelheit und er bemühte sich vergeblich um Schadensbegrenzung. Der Student verließ aber den Raum, knallte der Tür zu und der Professor wurde einige Zeit später entlassen.

Der weibliche Körper war ein Terrain, das vom Gottesstaat reglementiert und stark überwacht wurde. Große und kleine Schrifttafeln in der Öffentlichkeit erinnerten uns an diese Reglementierung: „Schwester!“ hieß es da beispielsweise, „dein Hedjab ist meine Ehre“ oder „meine Fahne!“ oder sogar „Fahne des Islams!“. Das Subjekt dieser Sätze war immer männlich und gläubig.

Anfang der 90er Jahre und nach meinem Studium verließ ich den Iran um weiter zu studieren und andere Lebensformen außerhalb der Grenzen des Gottesstaates zu erfahren.

Für die nächsten Jahre stellten meine Eltern, beide oppositionelle Politiker im Iran, die Hauptverbindung zu meinem Heimatland dar. Alles was ich an diesem Land liebte, die schöne Schrift, die Lyrik der Sprache, die Geborgenheit der Erinnerungen, verband sich auf eine selbstverständliche Art mit diesen beiden Personen. Diese Beziehung verschonte mich aber nicht von der Realität des Landes. Meine Eltern schickten mir beispielsweise regelmäßig per Fax ein verbotenes Nachrichtenbulletin, das sie wöchentlich im Iran veröffentlichten. Ich las die eng aneinander gereihten Kurznachrichten über die Missstände im Lande.

Es war im Jahre 1994 als ich auf einem dieser Faxblätter die Nachricht vom Selbstmord einer alten Mitstreiterin meiner Mutter las: Frau Professor Darabi, die trotz ihrer unersetzlichen Fachkompetenz in Psychologie von ihrer Professur und Forschungsstelle ausgeschlossen wurde, weil sie sich den strengen islamischen Vorschriften widersetzte. Nach ihrer Entlassung wurde sie depressiv, verlor ihren Lebenssinn und verbrannte sich dann öffentlich in der Nähe ihrer Praxis als letztes Zeichen ihres Protests. Zwei Tage danach erlag sie ihren Verletzungen.

Nachrichten über Selbstmorde von Frauen, die in der Sackgasse des Gottesstaates keinen Ausweg finden konnten, häuften sich.

Beeinflusst von diesen Nachrichten zeichnete ich eine Serie von Selbstmörderinnen, die ich Suizidkalender - Fem. nannte. In diese Serie hatte ich, wie in vielen meiner Arbeiten, eine ornamentale und ästhetische Oberfläche geschaffen, die die Geschehnisse auf dem Bild, die Szenerien von Selbstmorden, hinter einer harmonischen Schönheit verschleierten oder sogar versteckten.

Ich stellte diese Serie von Zeichnungen im Jahre 1999 in einer Teheraner Galerie aus. Die für die Zensur zuständigen Beamten des Kulturministeriums waren in diese Phase nachsichtiger als die Jahre zuvor und die Rezipienten, die im genaueren Hinschauen geübt waren, nahmen die darin verborgenen Inhalte wahr.

Es war eine ambivalente Zeit für die iranische Gesellschaft. Einerseits, eine Zeit der Versprechungen der Reformisten auf mehr Freiheit, die dann auch in der Bevölkerung viele zerbrechliche Hoffnungen hervorgerufen hatten. Andererseits, eine Zeit heimtückischer Attacken auf Dissidenten, eine Zeit der politischen Morde, der blutigen Unterdrückung der Studentenbewegung und des Verbots der kritischen Presse.

Meine Ausstellung fand nur ein Jahr nach der Ermordung meiner Eltern statt. In einer Zeit, in der ich mich für die juristische Aufklärung dieser politischen Verbrechen einsetzte und deswegen sehr oft nach Teheran reiste. Immer wieder saß ich in den Warteräumen des Justizapparates und wurde Zeugin des alltäglichen Ringens der Bürger mit der Justiz.

An einem Sommertag saßen mir gegenüber zwei in Tschador verhüllte Frauen: Eine Mutter und ihre Tochter. Die Mutter ermutigte wiederholt ihre schweigsame Tochter, um ihre Scheidung zu kämpfen. Die Tochter schaute traurig und erschöpft auf das Lächeln die Mutter. Die Mutter war gekommen um mit dem Chef, einem geistlichen Richter, zu sprechen, in dessen Händen das Schicksal ihrer Tochter lag.

Sie wollte aussagen, dass der Schwiegersohn ihre Tochter wiederholt misshandelt hatte. Sie hatte medizinische Unterlagen über die letzten Verletzungen dabei. Ich saß immer noch da als die Frauen aus dem Büro des Leiters herauskamen.

Die Mutter schrie aufgebracht, dass der Richter aus ihr noch eine Mörderin machen würde, dass sie nicht tatenlos zu sehen werde, wie ihre Tochter langsam in den Tod getrieben wird, dass sie diesen Mann, ihre Schwiegersohn, töten würde eher dieser ihre geliebte Tochter tötete. Die Tochter aber schaute nur schweigsam und erschöpft auf ihre Mutter.

Im Jahre 2000 und im Monat September erhielt ich ein Schreiben des Teheraner Militärgerichts. Darin teilte man mir das Ende der Ermittlungen in der Mordakte meiner Eltern mit.

Die Ermittlungen hatten zwei Jahre gedauert. Sie waren durch widersprüchliche Aussagen auf höchster Ebene gekennzeichnet. Bis dahin wurden mir und meinen Anwälten mit der Begründung, es berühre die innere Sicherheit des Landes, Einblicke in die Akte verweigert. Ich reiste erneut nach Teheran, in der Hoffnung, in dieser heiklen Angelegenheit Antworten von einem Richter am eigens dafür einberufenen Sondergericht zu erhalten. 18 Mitarbeiter des Geheimdienstes wurden der Tat beschuldigt. Zum ersten Mal sollten hochrangige Beamte des Gottesstaates wegen der Ermordung von Oppositionellen vor Gericht gestellt werden.

In Begleitung meiner Anwältin, die später mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, wurde ich bei dem Richter vorstellig. Er begann einen langen Monolog im Namen Allahs. Er teilte uns mit, dass dieser Fall unnötig verkompliziert worden sei, und er Klarheit schaffen werde. Es sind Morde passiert, die Mörder haben gestanden und werden von ihm der Scharia entsprechend verurteilt. Politische Diskussionen seien in diesem Falle nicht angebracht und abwegig. Dann fügte er noch einen Satz hinzu, der sich mir wie eine ewige Wunde einbrannte: Sollte ich die Hinrichtung des Mörders meiner Mutter verlangen, so müsste ich laut Scharia, die Hälfte des Blutgeldes an die Familie des Mörders zahlen. Das Gesetz erinnerte mich schmerzvoll daran, dass in meinem Land, das Leben einer Frau nur halb so viel wert ist wie das eines Mannes und sei es der Mörder meiner Mutter.

Im Laufe der Jahre in denen ich mich für Aufklärung der politischen Morde an meine Eltern und weiterer politischer Verbrechen des Regimes einsetzte, habe ich viele Hinterbliebene der Opfer kennen gelernt. Sehr oft sind es Frauen. Frauen, die die Erinnerung an die Opfer bewahren, die die ganze Last der Tragödie tragen und gleichzeitig auch das Leben gestalten müssen.

Einmal suchte mich eine Großmutter zusammen mit ihrer Enkelin in meinem Elternhaus in Teheran auf. Sie umarmte mich herzlich und sagte mir leise, dass sie ihr „Mädchen“ zu mir gebracht habe, um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine sei mit ihrem Schicksal. Die Eltern des Mädchens waren in den 80er Jahren mit Anfang zwanzig hingerichtet worden. Die Leichen des jungen Paares wurde zusammen mit dem zurückgelassenen Enkelkind der Großmutter übergeben. Sie schaute mich erwartungsvoll an damit ich ihrer Enkelin Mut und Zuversicht zuspreche und ich tat es. Ich erfülle sehr oft diese Wünsche, weil ich die tapfere Geduld dieser Frauen bewundere und ihren fragilen Glauben an die Gerechtigkeit teile. Sie erinnern mich an meine eigene Mutter und sie verkörpern für mich die mühsame Aufrichtigkeit, die notwendig ist, um Widerstand zu leisten gegen die Lügen und Verleumdungen, die zum Handwerkszeug des Regimes geworden sind und weiterhin eingesetzt werden.

Gegen diese permanente Lügenmaschine des Regimes erhob sich im letzten Sommer die iranische Zivilgesellschaft. Die ganze Welt wurde Zeuge dieses Aufstands, Zeuge eine neuen Bildes, das der Iran von sich zeigte: Eine hoffnungsvolle Erhebung, um ein großes und einfaches Ziel zu erreichen: Das Recht auf eine selbst bestimmte Zukunft, die den Weg zu Rechtstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechten weiter öffnet.

Das zivilgesellschaftliche Potential, das sich in der Erhebung zeigte, erfüllte uns mit großer Hoffnung und Bewunderung und veranlasste uns, unsere Energien für die Fortsetzung dieses eingeschlagenen Weges einzusetzen.

Aber diese viel versprechende Bewegung wurde durch ein System aus religiöser Bevormundung und militärischer und paramilitärischer Gewalt brutal niedergekämpft.

Wieder wurde die Weltöffentlichkeit Zeuge einer Brutalität, die jedes erdenkliche Maß überschritt und den Iran wieder verletzte - verletzt in Form der Körper vieler Menschen, die geschlagen, verschleppt und auch heimtückisch ermordet wurden.

Verletzt aber auch an seiner jungen Seele, die auf eine Veränderung gesetzt hatte aber um diese Hoffnung betrogen wurde.

Zum Symbolbild für diese Verletzung wurde eine junge Frau, die vor der Kamera und den Augen der Weltöffentlichkeit ihr Leben lassen musste. Ein Beweis für die abermaligen großen Lügen des Regimes. Ein Beweis für die kaltblütige Leugnung des Einsatzes brutaler Gewalt, ein Beleg auch für die Tausenden von Toten der letzten Jahrzehnte, für heimliche Hinrichtungen, für Leichen die in Massengräber verscharrt worden sind.

Symbolbilder leben nicht nur aus den Abgebildeten selbst. Sie repräsentieren immer auch alle anderen mit, alle Bilderlosen - alle Unsichtbaren.

Es sind zu Bild gewordene Wahrheiten, die beständig sein werden. Das Symbolbild für den Iran wurde zum ersten Mal weiblich.

Ich war hier in Hannover als ich die Szene der sterbenden Neda sah. Viele Iranerinnen waren aus aller Welt nach Hannover gekommen, um an der jährlichen Konferenz der IWSF teilzunehmen. Wir schauten im Vorraum der Konferenz auf zahlreiche kleine Monitore und waren erstarrt in unsere Trauer und Wut.

Als ich nach der Konferenz nach Hause zurückkehrte, saß ich wieder vor dem Bildschirm meines Rechners und verfolgte wie gebannt die Ereignisse im Iran. Bilder und Videos, die die Proteste sichtbar machten und Eindrücke und Empfindungen, Hoffnung und Schmerz zeigten.

Und zwischen diesen tausenden von Bildern, gab es eine Aufnahme, die mich zutiefst bewegte. Es war wieder eine Videoaufnahme von einer Frau.

Man sieht in diesem Video die dunkle Nacht, durchlöchert von vielen kleinen Lichtern und hört von vereinzelten Dächern irgendwo in der Stadt Teheran, zahlreiche Protestrufe.

Es herrscht eine ermutigende und zugleich auch traurige Stimmung. Aus dem Hintergrund hört man eine anklagende, zitternde Stimme einer jungen Frau.

Sie stellt ihre Fragen in die Nacht hinein:

Wo ist das hier, wo wir unschuldig in der Falle sitzen?

Wo uns keiner hilft?

Wo wir nur durch unser Schweigen, der Welt gegenüber unseren Ruf nach Freiheit hörbar machen können?

Diese Falle ist Meine und Deine Heimat Iran!“

Ihre Worte sind nicht nur Klage sondern auch Anklage, unsere gemeinsame Anklage die aus dem Munde einer unbekannten Frau zur Sprache kommt.

Eine Anklage gegen die Falle der Diktatur in der unsere Schicksale gefangen sind und in der unsere geliebten Menschen als Strafe für ihre Aufrichtigkeit und Zivilcourage, Opfer von politischen Verbrechen eines Unrechtsregimes wurden.

Manchmal erscheint es mir wie ein De ja`vu: Die Geschichte der Gegenwart einer Gesellschaft, die die Vergangenheit wieder durchlebt und versucht, aus dem Teufelskreis der ständigen Wiederholung auszubrechen.

Diese Wiederholung zermürbt und ermüdet und vor allem - überfordert uns, sodass wir keine wirksamen Ansätze zum Ausbruch daraus finden können und trotzdem wissen wir alle, dass wir aus diesem Teufelkreis ausbrechen müssen, dass wir beharrlich bleiben müssen.

Und vielleicht ist genau dieser Wille zu Beharrlichkeit aber auch die Überforderung bei der Suche nach überzeugenden und wirksamen Ansätzen, die unsere jetzige Lage bestimmen und viele, nicht enden wollende Diskussionen verursachen.

Bei meinem letzten Aufenthalt in Teheran vor zwei Monaten war ich bei vielen solcher Diskussionen der Aktivisten aus unterschiedlichen Kreisen dabei. Hier möchte ich drei Beispiele nennen, die in Frauenkreisen stattfanden.

- Kurz nach meiner Einreise hatte Mansoureh Shojaie, eine bekannte Frauenaktivistin, ein Treffen einberufen um die Planungen zur Gründung eines Frauenmuseums in Iran voranzutreiben. Eine Idee, den wir seit fast zwei Jahren verfolgen und die hauptsächlich von der Beharrlichkeit von Mansoureh lebt.

Das Frauenmuseum soll eine virtuelle Datenbank anlegen und in regelmäßigen Zeitabständen durch thematische Ausstellungen aktiv werden. Diese Idee laviert, wie viele solche Vorhaben, die die Paranoia und die Schikanen der Kontrollorgane des Regimes herausfordern, am Rande der Machbarkeit. Es geht um das alte bekannte Prinzip, kleine Zellen zu bilden, um sie durch Kontinuität und Innovation zu erweitern. Mansourehs engste Freundin und Mitstreiterin war skeptisch und ungeduldig. Ihre gesamte Aufmerksamkeit war auf die Ereignisse auf den Strassen, dem Hauptort des Protests, gerichtet, wo Unerwartetes und Wertvolles passierte. Die Erregung hatte sie wie ein Zauber in ihrem Bann gezogen. Alle anderen Aktivitäten verloren dem gegenüber an Dringlichkeit. Sie würde selbstverständlich am Projekt des Frauenmuseums mitmachen, würde aber am liebsten demonstrieren und davon erzählen. Sie sagte, dass sie bei der Findung einer Balance zwischen ihrem alltäglichen und beharrlichen Kampf als Frauenrechtlerin und der Geschwindigkeit und mitreißenden Kraft der Volksbewegung überfordert sei. Um ihren Hunger nach Aktivismus zu stillen, hatte sie sich eine neue Aufgabe gestellt. Sie hatte sich einen kleinen Camcorder gekauft, um „Bürgervideos“ zu drehen. Ein Videofilm zu jedem Anlass, Dokumentarfilme als politische Bestandsaufnahme. Drei Wochen später drehte sie eines ihrer ersten „Bürgervideos“ bei meiner Ausstellungseröffnung. Wir sprachen in diesem Video über die politische Kunst, über die Ablehnung der Gewalt und über die Notwendigkeit der politischen Aufklärung.

Obwohl keine spezifischen Frauenthemen zur Sprache kamen, verdeutlichte diese Aufnahme, wie viele andere Dokumente auch, die unübersehbare Selbständigkeit, Präsenz und Energie der Frauen in der oppositionellen Bewegung in Iran.

- Nach der Eröffnung saß ich mit einigen Künstlerfreunden zusammen, hauptsächlich Frauen, die bei ihren Arbeiten politische und frauenrechtliche Ansätze verfolgen. Jeder erzählte aufgeregt über die eigenen Erlebnisse bei den Protestaktionen, über die Hoffnungen aber auch die Bedenken, die sie hatten.

Es waren Bedenken darüber, ob „unsere“ Potentiale, die für den Widerstand mobilisiert worden sind, nicht wieder von den führenden Figuren der Bewegung für die Durchsetzung eigener Ziele missbraucht würden, ob man nicht noch einmal alles geben und am Ende doch getäuscht würde.

Sie erzählten von ihrem anfänglichen Vorbehalten, als „Säkulare“, sich auf die religiösen Parolen einzulassen, dass sie aber diesen Vorbehalt aufgeben müssten, um in der Bewegung aktiv bleiben zu können. Ich spürte in ihrer Argumentation erneut die Überforderung, zwischen der eigenen Haltung und der der „Grünen Bewegung“ eine Balance zu finden und eigene Parolen als Strategie zur Unterminierung des Alleinanspruchs des Regimes auf Auslegung der Religion zu formulieren.

- Einige Tage danach ging ich zum Treffen einer Frauengruppe, die sich „Mütter für den Frieden“ nennt. Die Versammlung fand in der kleinen Wohnung von Frau Aarabi statt, die ihren Sohn bei den blutigen Angriffen der Sicherheitskräfte auf Demonstranten verloren hatte. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen. Für die Angehörigen der Opfer des Regimes bin ich im Laufe der Zeit zu einer Art Vertreterin geworden, die ihre Schmerzen und ihren Protest artikuliert. Ich bin in diese Rolle hineingewachsen und versuche einen integrativen Ansatz zu finden, damit alle Opfer der politischen Gewalt, von den Hingerichteten in den 80-er Jahren bis hin zu den Opfern der politischen Morde danach und die Opfer bei den jüngsten Protestdemonstrationen mit einbezogen werden.

Ich schaue auf den unbändigen Schmerz dieser Mütter, die versuchen, mit ihrem Verlust umzugehen. Ich rede von unserem Recht, auf Wahrheit und Gerechtigkeit zu beharren, ohne in die Falle von Rache und Gewalt hinein zu geraten. Obwohl mein Standpunkt für sie nachvollziehbar ist, bemerke ich doch, welch ein starkes Bedürfnis nach Vergeltung sie treibt. Ich kenne diese Gefühle sehr gut und weiß, wie sie zu ständigen, sabotierende Begleitern meines Verstandes geworden sind.

Bei diesem Treffen ging es auch darum, darüber nachzudenken, inwieweit die friedliche Haltung der Grünen Bewegung gegenüber der nackten Gewalt der Schlägerkommandos des Regimes standhalten kann. Viele der versammelten Frauen haben ihre Angehörigen bei den Hinrichtungswellen der 80er Jahre verloren und wissen, dass auch eine große Protestwelle abreißen kann, wenn die Gewalt zu groß wird.

Aber jede von ihnen versucht am friedlichen Ansatz festzuhalten - vielleicht auch, um angesichts der Brutalität, die eigene Menschlichkeit zu bewahren. Der Verzicht auf Gewalt und die Bereitschaft zum Dialog ist eine Errungenschaft der aktuellen Protestbewegung in der iranischen Gesellschaft. Eine Errungenschaft, die mühsam erreicht wurde und die man nicht so einfach aus der Hand geben möchte - auch wenn der Preis dafür an die Grenzen des Erträglichen geht.

Die „Mütter für den Frieden“ haben mir einen grünen Schal mit einem aufgedruckten Gedicht geschenkt. Dieses Gedicht beinhaltet eine Botschaft jener Frauen im Iran, die die Last der Tragödie tragen und trotzdem das Leben gestalten und die Zukunft bestimmen und ich möchte meine Rede mit dieser Botschaft beenden: „Auf dieser Erde! In diesem Land! Werde ich nichts und nichts aber auch nichts außer Liebe pflanzen!“

Parastou Forouhar

8- märz 2010

Hannover - La Rosa

۱۳۸۸ اسفند ۲, یکشنبه

Aufruf zur Solidarität mit iranischen Frauen





Für die Beendigung der Gewalt und Unterdrückung im Iran rufen wir weltweit alle FrauenrechtsverteidigerInnen, Menschenrechtsorganisationen und -Netzwerke zur aktiven Solidarität mit der iranischen Frauenbewegung und der Bewegung für Demokratie im Iran auf. Weiter rufen wir dazu auf, im März 2010 anlässlich des internationalen Frauentags Protestaktionen unter dem Motto "Freiheit und Gleichberechtigung der Geschlechter im Iran" zu organisieren.

Die iranische Frauenbewegung kämpft seit über 30 Jahren für Freiheit und Gleichberechtigung im Iran. Die Diskriminierung der Geschlechter ist eng mit der Unterdrückung anderer Bevölkerungsgruppen, wie beispielsweise die der ethnischen, religiösen und politischen Minderheiten verbunden. Daher spielt der gewaltfreie Widerstand der Frauen und Männer, die sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter in rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und auch kulturellen Bereichen einsetzen, eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Demokratie im Iran. Seit Jahrzehnten kämpfen die Frauen im Iran und initiieren eigenständig und auch organisiert unterschiedliche Kampagnen für ihre Rechte. Dabei werden sie ständig mit Beleidigungen, Einschüchterungen, Drohungen, Festnahmen und auch Haft konfrontiert.

Acht Monate nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen im Iran und den daraus resultierenden Unruhen wird der Widerstand der Bevölkerung brutaler denn je zuvor unterdrückt. Dabei nehmen die psychischen und physischen Unterdrückungen, wie Haftstrafen, Folter, sexuelle Misshandlung und auch Hinrichtungen immer weiter zu. Derzeit befinden sich viele AktivistInnen verschiedener Widerstandsbewegungen, wie die der Frauenorganisationen, der Grünenbewegung, der Studentenbewegung, der Arbeiterbewegung, etc. in Haft. Neben der Verhaftung von AktivistInnen werden verstärkt diskriminierende Gesetzte, wie das Gesetz „zum Schutz der Familie“, im iranischen Parlament mit großer Hast erweitert und verabschiedet. Ziel dieses Gesetzes ist es, die Rechte der Frauen im Namen einer „Stärkung“ der Familie weiter einzuschränken.

Seit Jahrzehnten werden die iranischen Frauen durch die aus der Scharia abgeleiteten Gesetze diskriminiert. So erleben wir 30 Jahre nach CEDAW (Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau), welches vom Iran nicht unterzeichnet wurde, dass die iranischen Frauen einer erhöhten Diskriminierung ausgesetzt sind. Fünfzehn Jahre nach der vierten Weltfrauenkonferenz in Peking, an der auch der Iran teilnahm und die Pekinger Aktionsplattform verabschiedet wurde, hat die iranische Regierung in keinem Punkt dieses Abkommens ihre internationalen Pflichten erfüllt oder zur Bekämpfung der Frauendiskriminierung beigetragen.

In diesen schweren Zeiten zeigt sich die internationale Frauenbewegung solidarisch mit den iranischen Mitstreiterinnen, in dem sie nicht nur die Frauen, sondern auch die demokratische Bewegung im Iran im Allgemeinen unterstützt. Seit langem stehen unterschiedliche Menschenrechtsbewegungen des Irans in ständigem Kontakt zur iranischen Bevölkerung sowie zu internationalen Organisationen.

Die weltweite Solidarität ist von größter Bedeutung für den ständig wiederholten Appell für Freiheit und Gleichheit im Iran. Daher rufen wir weltweit alle FrauenrechtsverteidigerInnen, Menschenrechtsorganisationen und -Netzwerke zur aktiven Solidarität mit der iranischen Frauenbewegung und der Bewegung für Demokratie im Iran auf, in dem Protestaktionen unter dem Motto "Freiheit und Gleichberechtigung der Geschlechter im Iran" organisiert werden.

Unsere Kontaktadressen:

Email: iran.genderequality@gmail.com
Facebook: Gender Equality

Internetseite: http://www.irangenderequality.com/

۱۳۸۸ دی ۲۵, جمعه

Freilassung im Iran bestätigt

TEHERAN: Im Iran sind nach Angaben der Opposition rund 30 Frauen aus der Haft entlassen worden. Unter ihnen befindet sich auch die Schwester der iranischen Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi, wie diese im Deutschlandradio Kultur bestätigte. Die Medizinprofessorin Nouschin Ebadi war Ende Dezember vor ihrem Haus festgenommen und ins Gefängnis gebracht worden. Bei den anderen Freigelassenen soll es sich um Mitglieder der Gruppe "Mütter in Trauer" handeln. Sie hatten gegen den Tod oder die Inhaftierung ihrer Kinder bei den Unruhen nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad protestiert.

Quelle: Deutsche Welle

۱۳۸۸ دی ۲۲, سه‌شنبه

Die neuesten Meldungen von den „Trauernden Müttern“, die am vergangenen Samstag in Laleh Park in Teheran festgenommen wurden




Am Samstag, den 09.01.2010 wurden 33 „Trauernde Mütter“ von den iranischen Behörden festgenommen, noch bevor sie sich wie jede Woche im Laleh-Park in Teheran versammeln konnten, und wurden in die vorübergehende Haftanstalt „Vozara“ abgeführt.

Die Organisation International Campaign for Human Rights in Iran verurteilte diese Verhaftungen und berichtete, dass die „Trauernden Mütter“ von über 100 Einsatzkräften der iranischen Behörden sowie der Bassidsch Miliz unter Anwendung brutaler Gewalt in die Polizeibusse gezwungen und dann abtransportiert wurden.

Die „Trauernden Mütter“ sind eine Gruppe von Frauenaktivistinnen und Frauen, deren Kinder seit den Präsidentschaftswahlen im Juni 2009 verhaftet, verschwunden oder getötet worden sind. Sie versammeln sich jeden Samstag in Teheraner Laleh-Park um die Schicksale ihrer Kinder nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Nach Augezeugenberichten kamen am Sonntag etwa 80 Angehörige, Ehemänner und Kinder der „Trauernden Mütter“ vor der Haftanstalt „Vozara“ zusammen und forderten die Aufklärung der Verhaftungsfälle.



Am Sonntagnachmittag wurden die Namen der verhafteten „Trauernden Mütter“ von einem Mitarbeiter der Haftanstalt wie folgt verlesen (dabei konnten einige Namen nicht oder nicht vollständig erfasst werden):

1- Zahra Attar
2- Mansoure Attar
3- Maryam Hosseingholizadeh
4- Ensieh Bakhshaie
5- Fereshte Taadoli
6- Fatemeh Farhadi
7- Fatemeh Rastegar
8- Hakimeh Shokri
9- Kobra Najafpour
10- Touba Daroshafa
11- Tahereh Akhshaie
12- Manizheh Taheri
13- Zahra Afrouz
14- Fahimeh Nojavan
15- Soraya Jafari
16- Leyla Seyfollahi
17- Fatemeh Salehi
18- Mansoureh Behkish
19- Nosrat Khaki
20- Sedighe Shokri
21- Eshrat Khabarhosn
22- Zhila Mahdavian
23- Ziba Shakour sadighi
24- Mohtaram Karamad kermani
25- Farideh Sahrayi
26- Maliheh Sahrayi
27- Izadi
28- Roghayeh Tabrizi
29- Akram
30- Farideh
31- Faezeh


Nach Augenzeugenberichten wurden die verhafteten „Trauernden Mütter“ gegen 16:00 Uhr am Sonntagnachmittag, nach Ihrer Anhörung vor einer ersten Gerichtsinstanz wieder in die Aufsicht der Sicherheitskräfte übergeben. Dabei wurden zwei der Trauernden Mütter im fortgeschrittenen Alter von über 70 Jahren wegen ihres schlechten gesundheitlichen Zustands entlassen.
Gegen 22:00 Uhr wurden einige weitere unten aufgeführte„Trauernde Mütter“ entlassen und der Rest in das Evin Gefängnis überliefert.

1- Fahimeh Nojavan
2- Fatemeh Farahani
3- Mohtaram Karamad kermani
4- Manizheh Taheri
5- Fereshteh Hadeli
6- Hakimeh Shokri
7- Sedighe Shokri
8- Zahra Attar
9- Mansoureh Attar

۱۳۸۸ دی ۱۷, پنجشنبه

Atieh Yousefi, Absolventin der Sozialwissenschaften wurde am 27.12.2009, am Ashura Tag festgenommen

https://mail.google.com/mail/?ui=2&ik=bbb7eade69&view=att&th=126085790dc52d6d&attid=0.2&disp=inline&realattid=f_g45eexuo0&zw


Atieh Yousefi, 38 jährige Absolventin der Sozialwissenschaften wurde am 27.12.2009, am Ashura Tag festgenommen und wird seitdem vermisst!

Atieh Yousefi arbeitete in den letzten Jahren mit der national-religiösen Gruppierung „Melli Mazhabi (reformorientierte politische Gruppierung) zusammen, war Mitglied des Zentralrats „Sazmane advare daftare tahkime vahdat“ (reformorientierter Studentenorganisation) sowie aktives und tragendes Mitglied der „Eine Million Unterschriften-Kampagne zur Änderung der frauendiskriminierenden Gesetze im Iran“ seit ihrem Beginn.

Während der Proteste am Ashura Tag, dem 27.12.2009, wollte Atieh einem jungen Mann zur Hilfe kommen, der von Einheiten der Bassidsch-Miliz geschlagen und schwer verletzt wurde. Nach Augenzeugenberichten gingen die Bassidsch Einheiten ebenfalls auf Atieh los, schlugen brutal auf diese ein und nahmen sie anschließend unter weiterer Gewaltanwendung fest.

Seitdem gibt es von Atieh kein Lebenszeichen, bislang hat sie sich nicht einmal bei ihrer Familie melden können, was auf ihren schlechten Zustand und ihre ungewissen Haftbedingungen schließen lässt. Außerdem ist es um die Verhaftung von Atieh Yousefi bislang sehr still, so fand die Meldung ihrer Verhaftung in den Medien bislang kaum Beachtung. Aufgrund dieses mangelnden öffentlichen Drucks aus dem iranischen In- und Ausland können die Sicherheitskräfte unter verschärften Haftbedingungen und mit Folter Zwangsgeständnisse erzwingen.

Atiehs Mutter ist schwer herzkrank, sodass ihre Familie versucht unter allen Umständen die Meldung von Atiehs Festnahme vor ihr zurückzuhalten um sie nicht des Risikos eines erneuten Herzinfarktes auszusetzen.