۱۳۸۷ اسفند ۱۳, سه‌شنبه

Nobelpreisträgerin zu Besuch: Ohne Frauenrechte keine Demokratie


Mönchengladbach. „Eine kranke Mutter lässt man auch nicht an der Straßenecke liegen“, begründet Shirin Ebadi, iranische Friedensnobelpreisträgerin, ihre Weigerung, ins Exil zu gehen, obwohl sie immer wieder bedroht wird und ihren Namen auf Todeslisten gefunden hat.

Die engagierte Frauen- und Menschenrechtlerin, die 2003 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, war am Samstag auf Einladung des Initiativkreises Mönchengladbach in der Stadt zu Gast.

„Man lernt, mit der Angst umzugehen.“

Shirin Ebadi Nobelpreisträgerin

Ebadi sprach zum Thema „Frauenrechte in den islamischen Ländern“, und die Besucher der bis auf den letzten Platz ausverkauften Kaiser-Friedrich-Halle erlebten eine mutige, sehr beeindruckende Frau, die ihre Ziele keineswegs provokativ, aber stets zielstrebig, hartnäckig und unbeirrbar verfolgt.

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In ihrem Vortrag macht sie deutlich, dass ohne Frauenrechte keine Demokratie möglich ist. „Die Unterstützung der Frauenbewegung ist die beste Unterstützung der Demokratiebewegung“.“ In Iran sind 65 Prozent der Studierenden Frauen; das Wahlrecht haben Iranerinnen seit 50 Jahren. Im gesellschaftlichen und politischen Leben haben es Frauen zu einflussreichen Stellungen gebracht. So ist eine Frau Stellvertreterin des Staatspräsidenten.

In krassem Widerspruch hierzu stehen Gesetze, die festschreiben, dass das Leben einer Frau nur halb so viel wert ist wie das Leben eines Mannes. Die Aussage zweier Frauen vor Gericht zählt nur so viel wie die Aussage eines Mannes. Eine Frau darf ohne schriftliche Erlaubnis ihres Ehemannes keine Reise unternehmen.

Gegen diese diskriminierende Gesetze kämpft die Juristin, die bis zum Beginn der Islamischen Revolution als erste Frau Vorsitzende Richterin in Teheran war. Heute setzt sie sich als Anwältin für Dissidenten und Oppositionelle ein.

Als unter der Regierung des reformorientierten Präsidenten Khatami die Mörder eines oppositionellen Ehepaares festgenommen wurden, fand sich eine Todesliste, auf der als Nächstes der Name Shirin Ebadis stand. Doch die engagierte Juristin lässt sich davon nicht einschüchtern. „Man lernt, mit der Angst umzugehen.“

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Gefragt, welches die größten Probleme seien, die sie in ihrem Heimatland sieht, nennt sie die zahlreichen Hinrichtungen sogar Minderjähriger und die den Menschenrechten widersprechenden Bestrafungen wie Steinigungen, Kreuzigungen oder das Abhacken von Armen und Beinen.

Als wichtigen Schritt in Richtung Demokratie und Menschenrechte fordert die Friedensnobelpreisträgerin die Trennung von Staat und Religion. Wenn jede Kritik an der Regierung gleichzeitig als Kritik am Islam gelte, werde die Religion zur Waffe gegen Andersdenkende. Die Gründe für die Diskriminierung der Frauen liegen ihrer Ansicht nach nicht in der Religion, sondern in der patriarchalischen Kultur. „Man kann den Islam unterschiedlich interpretieren“, sagt die Muslima und zitiert ihre Lieblingssure, in der vor den Augen Gottes nicht Geschlecht oder Rasse zählten, sondern nur die Rechtschaffenheit eines Menschen.

Die Besucher der Kaiser-Friedrich-Halle applaudierten begeistert einer Persönlichkeit, die eine Innensicht auf ein Land gewährte, das in der Weltpolitik eine zunehmend gewichtigere Rolle spielt. Die Nobelpreisträgerin reiste anschließend weiter nach Brüssel zu einem Gespräch mit Javier Solana, dem Hohen Vertreter für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union.

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