Ich grüße euch und bedanke mich für die Einladung nach Deutschland zur Teilnahme an der Feier des 8. März. Leider kann ich wegen meines Ausreiseverbots nicht bei euch sein und bin nun über das Internet mit euch verbunden. Auf diese Weise aber möchte ich einige Wörter zu euch sprechen.
Es ist schwer im Iran zu sein und zum internationalen Frauentag allen Frauen, die sich für die Rechte der Frauen einsetzen zu gratulieren. Es ist schwer zu glauben, dass Alije Eghdamdust, die einst ihre Jugend wegen Meinungsäußerungen für Freiheit für Frauen und Männer in Gefängnis verbrachte, jetzt wegen ihres Einsatzes für die Gerechtigkeit in der Gesellschaft und Gleichberechtigung für Frauen ihre Lebensjahre in dem gleichen Gefängnis verbringen muss. Nicht nur Alije und ihre gleichaltrigen Mitstreiter sind im Gefängnis, auch die junge Ronak Saffarzadeh und Zeynab Bayazidi, die kurdische Kämpferinnen sind dort inhaftiert. Es ist aber nicht das Ende, sondern erst der Anfang einer zunehmenden Bekämpfung. Zurzeit warten viele Frauen und Männer auf ihre Gerichtstermine. Viele von ihnen werden aus Angst entweder passiv und stellen ihre Aktionen ein oder sie werde verurteilt und eingesperrt.
Wir müssen trotzdem froh sein, dass die Frauen, die einst von den Machthabern im Iran als „Schwächlinge“ gesehen wurden, Schritt für Schritt ihre bürgerlichen Rechte verlangen und durchsetzen. Während wir gestern die Schwächlinge waren, die von den Ehemännern und der Regierung bevormundet wurden, sind wir heute gefährliche Hexen, welche bekämpft werden müssen. Viele Gesetze sind zu Ungunsten der Frauen und zu ihrer Bekämpfung verschärft worden. Gerade auch deswegen gratuliere ich uns für unseren Widerstand. Ich gratuliere uns allen trotzt des hohen Preises, den wir bezahlen müssen und zwar oft mit Freiheitsstrafen.
An diesem Tag, an den viele Frauen in aller Welt feiern und fröhlich sind, kann ich leider nicht darauf verzichten, über meine Wünsche und Sehnsüchte zusprechen. Lassen Sie mich sagen, dass ich Sehsucht habe, mich auf den Straßen der Stadt bewegen zu können, ohne den heimlichen oder offenen frauenfeindlichen Blick des Sicherheitskommandos, die mich überwacht. Ich habe Sehnsucht nach freien Demonstrationen, die nicht von der Regierung im Auftrag gegeben und bezahlt worden sind. Ich habe Sehnsucht nach den Frauenprotesten wie 1979, die ich als Kind miterlebte. Ich habe Sehnsucht nach Tagen, in der wir von den Hindernissen befreit sein werden, Hindernisse, die unsere Bewegungsmöglichkeiten mit Hilfe von Gewalt, Verhaftung, Gefängnis…… unterdrücken. Ich habe Sehnsucht nach dem Wind, der durch unsere offenen Haare weht und nach dem Jubel der lustigen Frauen und Männer in bunten Karnevalsumzügen* in meinem großen Land.
Wir im Iran dürfen nicht unsere Wünsche äußern. Schreit ihr unsere Wünsche und Sehnsüchte! Setzt ihr den Frauenmarsch in der Welt fort, die der Freiheit und dem Protest Ehre erweist.
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